50 Jahre Weihnachtsblasen

Es war im Jahre 1968: Ein gewisser Otto Voglmayr übernimmt mit 29 Jahren das Kapellmeisteramt von seinem Vater. Die weitere Geschichte ist allseits bekannt. Das junge Musikertalent formt einen Klangkörper mit hoher Qualität. Sowohl der Name Voglmayr als auch der Musikverein Enzenkirchen ist weit herum ein Begriff. Durch seine engen Kontakte zur Militärmusik nach Linz pflegt er eine wichtige Bezugsquelle für hochanspruchsvolle und teilweise neue, sinfonische Literatur, denn die damalige Blasmusikszene ist stark geprägt vom traditionellen Genre Marsch, Polka und Walzer. 

Der Musikverein Enzenkirchen setzt damals in unserer Gegend neue Maßstäbe, ein gewisser Leistungsanspruch wird etabliert und Konzertbesucher reisen von weit her an. Aus dieser Zeit gehen schon viele Militärmusiker, Musikschullehrer und Profimusiker hervor, ein wichtiger Grundstein für das heutige musikalische Niveau wird gelegt. Die damaligen Vereinsentwicklungen lassen sich heutzutage als besonders innovativ beschreiben. Denn auch Otto ist es zu verdanken, dass der Musikverein Enzenkirchen beispielsweise als erste Kapelle in unserer Gegend als Eintrittskriterium in den Musikverein das Leistungsabzeichen in Bronze definiert. Heutzutage in der Blasmusiklandschaft gang und gäbe, damals spielten aber ganz andere Faktoren wie die familiäre Herkunft eine ausschlaggebende Rolle, so Otto.

Ebenso im Jahre 1968 führt Otto Voglmayr als frischer musikalischer Leiter das Weihnachtsblasen in Enzenkirchen sowie „Stille Nacht“ nach der Mette ein. Seine Idee ist es, in kleinen Gruppen musikalische Weihnachtsgrüße an alle Enzenkirchner Haushalte zu überbringen. Damals wie heute für den Verein eine der wichtigsten Einnamequellen im Vereinsjahr, um Instrumente, Noten, Tracht oder die Jugendarbeit zu finanzieren. Vor allem für viele Bauern und Hausleute außerhalb des Ortskerns ist dieser neue Brauch eine große, teilweise auch emotionale Besonderheit, denn zum Bedauern dieser hörte man die Musikkapelle aufgrund der spärlichen Mobilität nur selten im Jahr, erzählen Franz Killingseder, Hans Oberauer und Otto Voglmayr. 

Diese drei Herren sind jene humorvollen Urgesteine unseres Musikvereins, die diese Tradition von Beginn an kennen und zusammen schon über 170 Jahre beim MVE miterlebten. Voller Begeisterung erzählen sie die Weihnachtsblasen-Erlebnisse von früher, die Geschichten von extremen Wetterverhältnissen und langem Stapfen in meterhohem Schnee ohne Auto oder asphaltierten Wegen bis hin zu „hochprozentigen Ereignissen“.

Seit 50 Jahren wollen wir der Gemeindebevölkerung Enzenkirchens eine Freude bereiten, indem wir diese jeweils am Wochenende vor Weihnachten an der Haustür auf die Feiertage besinnlich einstimmen. Ein Brauchtum, das für die meisten Enzenkirchnerinnen und Enzenkirchner zum Weihnachtsfest dazugehört wie die Geschenke zum Christbaum. In diesem Sinne bedanken wir uns für den stets herzlichen Empfang und die Spendenbereitschaft dieses halben Jahrhunderts und hoffen, dass wir noch ebenso lange diese schöne Tradition zur Freude aller Enzenkirchnerinnen und Enzenkirchner hochhalten können.

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